Das Wetter stimmte: Sonne über den Klettersteigen am Gardasee

 

Nach langer Fahrt mittags endlich die Autobahnabfahrt Rovereto-Süd: es geht westwärts in die Berge. Am Städtchen Mori vorbei führt die Straße nach ca. 18 km dann wieder talwärts. Eine Linksbiegung, und man sieht ihn majestätisch in der Sonne liegen, den Gardasee. Eingefasst von steilen, felsigen Bergen, die hier im Norden direkt ans Ufer reichen. Sonnenwetter auch an den folgenden sieben Tagen, das die Gruppe, sechs Gronauer Klettersteiggeher, durchaus zu nutzen wusste.

Zum Eingehen am Sonntag wird die „Via ferrata Spigolo della Bandiera“ gewählt. Fast unerlässlich: Autos, die die Gruppe zum Ausgangs- und Endpunkt der jeweiligen Tagesetappe bringen. Mehr als das halbe Westufer des Sees muss von Torbole aus über Riva, Gargnano und Gardone in die Berge zum kleinen Dorf San Michele am Eingang des Val di Sur gefahren werden. Der Steig selbst ist eine  kurze, aber recht anspruchsvolle Route am Felspfeiler unterhalb des Rifugio Pirlo. Ein kleiner Überhang führt zum Ausstieg und weiter zur Hütte.

Tags drauf dann für die meisten der Höhepunkt der Woche: die „Via dell’ Amicizia“. Sie stand vom letzten Oktober sozusagen noch „offen“, wo sie wegen schlechten Wetters nicht angegangen werden konnte. Der „Steig der Freundschaft“ wurde 1972 zum 100. Geburtstag des Trentiner Alpenclubs eröffnet. „Dass die Ferrata so gut angekommen ist“, so die Führerliteratur, „liegt natürlich am faszinierenden Landschaftsrahmen, aber auch an dem spektakulären Verlauf der Route. Die schier endlos langen Leitern der „Amicizia“ dürften mittlerweile in der Klettersteigler-Gemeinde berühmt sein.“ 1200 Höhenmeter von Riva aus rauf und auch wieder runter gehen natürlich auch an der Gruppe nicht spurlos vorüber, kosten Kondition und Kraft. Doch der grandiose Blick vom Gipfel des Cima SAT (1276 m) auf die Dächer und den Hafen von Riva und die winzigen Surfsegel auf dem vom Nordwind gekräuselten Gardasee entschädigen für alles.
 

 

Die Mehrzahl der Gruppe wählt am Dienstag den leichten, gesicherten Steig zur ehemaligen Einsiedelei San Valentino (772 m). unterwegs ein leichtes, kurzes Gewitter. Belohnt wird sie mit herrlichen Tiefblicken auf den Ort Gargnano und den Gardasee und mit Aussicht auf den Monte Baldo. Ein anderer schließt sich zwei befreundeten Sportkletterern aus Bocholt an. Unter ihrer Führung bewältigt er die als „sehr schwierig“ eingestufte „Via ferrata Monte Albano“, den Klassiker über dem Ort Mori, nur für nervenstarke Ferratisti!

Das Ostufer des Sees ist mittwochs angesagt. Vom Sattel Caval di Novezza (1433 m) an der Monte-Baldo-Höhenstraße geht es bergauf zum Rifugio Telégrafo (2147 m) und von dort auf dem Kammweg des Monte Baldo zum Einstieg der „Ferrata delle Taccole“. Hier ist es knapp 1000 Meter höher als am Westufer, und das hat Folgen. Beim Aufstieg (und auch bei der Rückkehr) ist es sonnig und warm, oben auf dem Kammweg aber ist es dunstig, neblig und kalt. Zwar wird der mit einem Schild gekennzeichnete Einstieg des Klettersteiges leicht gefunden, nicht aber sein weiterer Verlauf durch das mit kleinen Schneefeldern „bestückte“ Gelände. Die Sache wird zu unsicher. Die Gruppe beschließt, auf den vergleichsweise kurzen Steig zu verzichten und die Bergrunde mit dem Abstieg  in die Sonne zu beenden.

„Freier Tag“ für die Hälfte der Gruppe am Donnerstag, die andere Hälfte zieht wieder los. Die Klettersteige „Sentiero attrezzato Fausto Susatti“, „Sentiero attrezzato Mario Foletti“ und “Sentiero dei Camminamenti”, zum Teil kleinere Steige am Nordwestufer, die kombiniert werden können, stehen auf dem Programm.

Zum Abschluss am Freitag ist die Gruppe dann wieder komplett im Monte-Baldo-Massiv am Ostufer unterwegs. Der „Sentiero attrezzato Gerardo Sega“ bietet einen gelungenen Abschluss. Nicht zu lang, nicht zu schwierig, landschaftlich sehr schön. Der Steig führt mitten durch eine weit überhängende Riesenapsis, eine wilde Felsszenerie. Der Vertikalen entstiegen, beim Spaziergang über die üppigen Wiesen zurück zum Ausgangspunkt Madonna delle Neve, ist dann Gelegenheit, die Route nochmals Revue passieren zulassen – einfach fantastisch. Zu schön, um tags drauf wieder nach Hause fahren zu müssen. Doch auch da lacht die Sonne. 

An der Tour nahmen teil: Eva Bochert-Radde, Günter Dierks, Ludger Dinkelborg, Martin Radde, Heinrich Stoverink und Hermann Tigges.